2016 – Input / Thema C – Heinz Faßmann


Migration und Integration – das Zukunftsbild der österreichischen Gesellschaft

Seit 1960 nahm Österreich netto rund 1,2 Mio. Menschen zusätzlich auf, die Einwohnerzahl eines großen Bundeslandes. Alleine im Jahre 2015 wanderten rund 214.000 Personen nach Öster­reich zu, während zugleich knapp 101.300 das Land verließen. Gegenwärtig haben rund
1,8 Mio. Menschen einen Migrationshintergrund, rund 1,2 Mio. Einwohner besitzen eine aus­län­dische Staats­bürgerschaft. Österreich wurde zum Ein­wanderungsland in einem beachtlichen Ausmaß, aber mehr durch Zufall als durch politische Ab­sicht.

Mit der Zuwanderung nach Österreich kommt es zu einer verstärkten ethnischen und auch reli­giösen Heterogenität der Bevölkerung. Diese Heterogenität ist nicht immer nur Bereicherung, sondern auch Ausgangspunkt gesellschaftlicher Konflikte. Österreich muss sich daher heute und noch viel mehr in Zukunft die Frage nach der richtigen Integrationspolitik stellen. Diese soll und muss zunächst darauf abzielen, die Zugewanderten in die gesellschaftlichen Grund­strukturen zu integrieren und dazu zählt ins­be­sondere der Arbeitsmarkt als zentrale Instanz für gesellschaftliche Chancen sowie als Motor des miteinander Umgehens. Die Integrationspolitik muss aber auch für ein gemeinsames Band sorgen, welches die Gesellschaft in ihrer wachsenden Heterogenität zusammenhält.
Dazu zählen das gemeinsame Rechtssystem, eine hinreichende Loyalität zum Staat und seinen Institutionen sowie ein gemeinsam getragenes und auch neu zu fassendes Narrativ über die Genese, die Struktur und die Charakteristika Österreichs.


Der Vortrag im Video-Rückblick:
 


Über Heinz Faßmann

Vizerektor für Forschung und Internationales an der Universität Wien. Zuvor Vizerektor für Personalentwicklung und Internationales, Dekan und Senatsmitglied (Berufung an die Universität Wien im Jahr 2000). Als Geograph mit Schwerpunkt Migrations- und Stadt­forschung ist er Vorsitzender des Expertenrates für Integration im Bundes­ministerium für Inneres und wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. [Foto: © Universität Wien]