Bildung, Wissenschaft und Forschung – was braucht Österreich?
Institutionelle und fachliche Varietät sowie inhomogene gesetzliche Bestimmungen stellen den Hochschulstandort Österreich vor neue Herausforderungen. Denn die europäische Wissenslandschaft hat sich in den letzten Jahren radikal verändert. Was noch 2002 als Neuerung erschien – die „Autonomie“ der Universitäten – ist jetzt ein kennzeichnendes Merkmal aller Hochschulen auf kontinentaler Ebene. Und in vielen europäischen Ländern wie Holland, Deutschland, Frankreich oder der Schweiz bezieht sich die Autonomie nicht mehr nur auf die in Österreich erfolgreich umgesetzte akademische und administrative Deutungshoheit, sondern betrifft auch die Möglichkeit, die strategischen Ziele der jeweiligen Universität in Kooperation, aber auch im Wettbewerb mit anderen Hochschulen zu definieren. Und diesbezüglich zeigt die systemische Stabilität des Hochschulstandorts Österreich ein kleines innovatives Defizit: Universitäten und Fachhochschulen denken eher in sektorialen (Universität versus Fachhochschule) als in institutionell autonomen Kategorien.
In vielen europäischen Nachbarländern haben verschiedene Formen anreizgesteuerter Kompetition auf institutioneller Ebene den historisch gewachsenen Ausgleich in der Finanzierung der Hochschulen flexibilisiert: Instrumente wie die Exzellenzinitiative in Deutschland oder die Investissements d’excellence in Frankreich haben einerseits die Orientierung bestimmter Universitäten am Primat der Forschungsexzellenz mit zusätzlichen finanziellen Ausstattungen belohnt, andererseits die Dynamik aller Institutionen des Wissens in der Suche nach kompetitiven Drittmitteln, privaten Partnerschaften und Wissenstransfer beschleunigt. Auch die relative Unterdotierung der kompetitiven Forschung, insbesondere des Forschungsfonds FWF im Vergleich mit der generösen nicht-kompetitiven Ausstattung einiger universitärer Professuren müsste
korrigiert werden.
Der Vortrag im Video-Rückblick: