Kunst und Kultur – die Zukunft der (als) Kulturnation
Was ist über Kultur zu sagen, wenn alle von Krise sprechen? Wer das in Österreich beantworten will, kommt nicht um den Begriff der „Kulturnation“ herum. Zunächst ist dieser eine Markenbezeichnung.
In Zeiten der wirtschaftlichen Herausforderung wird gerne darauf verwiesen, dass das touristische Potenzial ein Glücksfall für unser Land sei. Und in der Tat kommt es der Positionierung unserer Destinationen als interessante, lebens- und besuchenswerte Orte sehr entgegen – sofern glaubhaft vermittelt werden kann, dass die künstlerische Realität hinter den traditionellen Klischeekulissen ebenfalls dem Versprechen einer „Kulturnation“ gerecht wird.
Dies ist für mich als Rektorin einer Kunstuniversität ein zentraler Punkt. Bei der Verortung kultureller Qualität spielen Ausbildungsstätten eine, wenn nicht die zentrale Rolle – dies nicht trotz, sondern gerade wegen der Internationalität unserer Lehrenden und Studierenden. Theater- oder FestspielintendantInnen kommen und gehen. Doch durch unsere Ausbildungsstätten wird nachhaltig eine Kultur aus Österreich geprägt.
Noch wichtiger als diese Feststellung ist mir als Rektorin der einzigen steirischen Kunstuniversität jedoch die Botschaft, dass Kultur weit mehr kann, als eine tourismustaugliche Marke zu stützen. Auch hier ist die Internationalität unseres Hauses von entscheidender Bedeutung.
Mit Studierenden aus rund 70 verschiedenen Nationen und einem AusländerInnenanteil von über 60 Prozent bilden wir Menschen aus der ganzen Welt für die ganze Welt aus. In einem Orchester, das StudentInnen aus Russland und der Ukraine oder aus Syrien und Israel vereint, findet Begegnung statt, Austausch, Integration.
„Die Kunst ist das Gewissen der Menschheit“
Diese Worte Friedrich Hebbels hat die Kunstuniversität Graz aktuell zu ihrem Motto gemacht, weil wir der Überzeugung sind, dass nur so die positive Kraft der Begegnung und des Zusammenspiels in der Kunst auch hörbar, sichtbar, erlebbar und so letztlich gesellschaftspolitisch wirksam wird. Kultur ist Zukunft abseits der Krise, wir brauchen sie als Antwort auf weltanschauliche Zuspitzungen, Fundamentalismen und Polarisierung – heute mehr denn je.
Der Vortrag im Video-Rückblick: