Von der Überlebens-Kultur
Kulturen sind auf kreative Weise verschiedene Formen des Zusammenlebens, in denen die menschliche Sinnsuche aufgehoben ist. Sie stellen verschiedene Wege dar, auf denen sich Menschen in den Gegebenheiten ihrer Umgebung einrichten, von der Wüste bis zum Eismeer, von der Küste bis zum Berggipfel.
Kulturelles Erbe ist immer auch ökologisches Erbe, denn es entsteht durch Veränderung der Natur. Antike Aquaedukte sind nur ein augenfälliges Beispiel für das Prinzip. Doch die Vergangenheit ist nicht nur positiv, auf der Sollseite steht die schwierige Hinterlassenschaft, die Altlast, die uns Arbeit und Sorge macht. Beispiel gesucht? Wirkliche „End“-Lager für Atommüll sind unmöglich – niemand kann sicherstellen, dass in 50.000 Jahren jemand unsere Warnzeichen versteht.
Kein einziger Mensch auf der Erde ist ausgenommen von atomarer Bedrohung, ebenso wenig wie von der Bedrohung durch Klimawandel. Doch HALT! Steht dieser Beitrag nicht an der falschen Stelle? Sollte er nicht beim Forschungsbedarf stehen? Nein. Er gehört zum Nachdenken über Kultur und ihre kreative Ausprägung, die Kunst.
Denn eine zukunftsfähige Welt braucht eine Überlebens-Kultur. Sie braucht neue Erzählungen, um andere Sinnangebote machen zu können. Sie braucht Poesie, Schönheit, Kreativität, die uns gemeinsam die Kraft geben, andere Wege zu gehen. „Nachhaltigkeit“ ist für mich die neue große Erzählung, die ein neues Haus der Bedeutung, eine Überlebens-Kultur möglich macht.
Kulturelles und natürliches Erbe sind freilich auch für die Sicherung der ökonomischen Basis nachhaltiger Entwicklung unabdingbar. Zerstörung ist niemals umweltfreundlich, Krieg daher immer ein Nachhaltigkeitsproblem. Zudem erzeugt er besondere Altlasten und vernichtet kostbares Naturerbe. Friedenserziehung ist daher unabdingbarer Teil der Überlebens-Kultur.
Im Donauraum sind viele Probleme konzentriert, sie betreffen alle, die die Wasser der Donau verbindet: Nationalismen, unter deren Räder Menschen wie Natur geraten, ökonomische Probleme, Altlasten, die ein exorbitantes Wassergefährdungspotenzial haben und vieles mehr. Wir haben eine Gruppe von WissenschaftlerInnen der Donauländer eingeladen, einen gemeinsamen Schritt zu gehen. Ein „White Paper“ zur integrierten nachhaltigen Entwicklung des Donauraums liegt nun vor:
www.danubefuture.eu