2016 – Thema B – Gottfried Haber


Die Zukunft des Standortes Österreich

Letztlich kann in einer Volkswirtschaft nur das konsumiert werden, was auch vorher produziert wurde. Selbst­ver­ständlich kann auch mit dem Ausland getauscht (Importe/Exporte), etwas ausgeborgt (Auslandsverschuldung) oder innerhalb der Bevölkerung umverteilt (Steuern/Transfers) werden – all das ändert aber nichts daran, dass dazu letzt­lich eigene Wirtschaftsleistung erbracht werden muss.

Daher ist die Zukunft des Standortes eng mit der Wett­bewerbsfähigkeit, Innovationkraft und Attraktivität für wirt­schaftliche Aktivitäten verknüpft. Konsequenterweise sind auch zwei Fragen konzeptionell voneinander zu trennen: die Größe des produzierten Kuchens sowie die Ver­teilung des Kuchens. Dennoch hängen diese in einigen Bereichen zusammen, beispielsweise im Bereich des Arbeits­marktes – eine hohe Partizipation an der Erwerbs­arbeit trägt so­wohl individuell und gesamt­wirt­schaftlich zu einem hohen Wohl­stand bei. Eine erfolg­reiche Wirt­schaftspolitik des 21. Jahr­hunderts fokussiert daher jeden­falls auf den Bereich der Bildung, da diese sowohl für die Innovationsfähigkeit als auch für die Teil­nahme­fähigkeit am Arbeitsmarkt von kritischer Bedeutung ist.

Infrastruktur, gesellschaftliche Rahmenbedingungen, sozia­ler Friede und Absicherung, Nachhaltigkeit und Leistungs­­fähigkeit der öffentlichen Subsysteme sowie Sicher­heit des rechtlichen Rahmens tragen eben­falls wesent­lich zu einer positiven Entwicklung des Wohl­standes bei – allerdings eher als Hygienefaktoren. Quali­fika­tion von Men­schen – ob unter­nehmerisch tätig oder in einem un­selbständigen Beschäftigungs­verhältnis – hin­gegen ist der Differenzierungs­faktor, der auch im inter­natio­nalen Wett­bewerb langfristig ausschlaggebend ist. Ein Förder­wett­bewerb oder andere kurzfristigen Maß­nahmen (Steuer­­be­günstigungen etc.) können nur einen momen­tanen Impuls setzen – die Verfügbarkeit des Faktors Mensch mit ent­sprechender Qualifikation hingegen entscheidet lang­fristig.

 


Über Gottfried Haber

Universitätsprofessor an der Donau-Universität Krems, verantwortlich für die Fachbereiche „Management im Gesundheitswesen“ und „Wirtschafts- und Finanzpolitik“. Studium der Volkswirtschaft und der Betriebswirtschaft. Langjährige Tätigkeiten in verschiedenen Wirtschafts- und Finanzbereichen sowie Führungsgremien. Aktuell u.a. Mitglied des Entwicklungspolitischen Beirates, Mitglied des Generalrates der OeNB und Vizepräsident des Fiskalrates. [Foto: © DUK]