2016 – Thema B – Peter Riedler


Für Offenheit und Rationalität
Österreich ist eine offene Volkswirtschaft und wir leben gut von und mit dieser Offenheit. Die Hand in Hand mit einer geopolitischen Öffnung einhergehende wirtschaftspolitische Integration in größere Märkte hat uns Wohlstand und Sicherheit gebracht. Österreich war seit dem 2. Weltkrieg zweifellos ein Profiteur globaler Entwicklungen.
Seit 1995, dem Beitritt zur Europäischen Union, konnte Österreich seine Ausfuhren mehr als verdreifachen und weist eine deutlich bessere Handelsbilanz auf als davor. Der entscheidende Motor dafür ist vor allem der Export innovativer Sachgüter und Dienstleistungen, zB. im Bereich Maschinen- und Fahrzeuge.
Die Voraussetzungen dafür waren und sind natürlich Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und Rahmenbedingungen, die es ermöglichen besser als die Konkurrenz zu sein.
Die Grundlage sind aber das Wissen und Bewusstsein dafür, was uns aus- und stark macht. Nämlich auf größeren Märkten erfolgreicher als andere agieren zu können.
Offenheit heißt nicht Leichtfertigkeit, natürlich muss die kritische Auseinandersetzung in wichtigen, zb. Handelsfragen, erlaubt sein. Aber am Ende muss ein lösungsorientierter, zukunftsorientierter Geist stehen. Vorzutäuschen, wir könnten uns aus dem globalen Spiel herausnehmen, ohne Wohlstandsverluste zu erleiden, grenzt an Fahrlässigkeit.
Derzeit hat es den Anschein, als ob auf dem Weg „Zurück zum Ursprung“ geradezu ein Wettlauf um den ersten Platz bei der Forderung nach Abgrenzung stattfindet. Der Ruf nach Abkapselung scheint Sympathien und Stimmen zu bringen.
In entscheidenden Frage darf die Verantwortung jedoch nicht nach vermeintlichen Stimmungen ausgerichtet werden. Demokratisch legitimierte gewählte Volksvertreter haben die Verantwortung auch verantwortlich und rational zu agieren. Denn: Regieren kommt von „regere“ und bedeutet „richten“ und „lenken“. Auch dann die Spur zu halten, wenn die Fliehkräfte in andere Richtungen ziehen. Zweifellos braucht es ein mutiges Bekenntnis zu Offenheit und Marktwirtschaft, auch wenn die Versuchung noch so groß ist, beispielsweise CETA oder TTIP als Angriff auf liebgewonnene Gewohnheiten darzustellen.


Über Peter Riedler

Studium der Rechtswissenschaften in Graz. Ehem. Mitarbeiter im Euro­pä­ischen Parlament, in der Stmk. Landesregierung sowie im Kabinett von Bundes­kanzler Dr. Wolfgang Schüssel. Danach Director of Public Affairs der AVL List GmbH in Graz. Seit 2011 Vizerektor für Finanzen, Res­sourcen und Standortentwicklung an der Universität Graz. Weiters u.a. Mitglied des österreichischen Fiskalrates und Vorstand von Eco Austria. [Foto: © Uni Graz Kanizaj]