2016 – Allgemein – Markus Mair


Österreich, wie es sein könnte

Die langjährige Styria-Autorin Jeannie Ebner (1918-2004) hat einmal – nicht ganz ohne Larmoyanz – festgestellt, dass sie in Österreich, so wie es sei, im Exil lebe: „Wie alle Exilierten leide ich an bitterem und erbittertem Heim­weh nach Österreich, wie es sein sollte. Und auch sein könnte.“ Unser Land hat in der Vergangenheit immer wieder zu großen Hoffnungen Anlass gegeben – und tut dies wohl auch heute. Es gibt viele Projekte, die Erfolgs­geschichten haben, aber unzweifelhaft auch viele Projekte, die unvollendet geblieben sind (oder gar nicht erst begonnen wurden). „Offenlassen statt Abschließen“, wie es Friedrich Torberg genannt hat, ist so etwas wie das geheime Mission Statement Österreichs. Das wird sich nur ändern, wenn es gelingt, den Primat des Nicht-Konjunktivs (das ist jene Form, die zum Ausdruck bringt, warum etwas nicht möglich ist) im politischen Diskurs zu brechen, das Gemeinsame über das Trennende zu stellen und die Kultur, Fehler zu machen, nicht nur sich selbst, sondern auch anderen zuge­standen wird. Auf dieser Grundlage werden sich viele regionale, nationale und globale Probleme nicht nur dis­kutieren, sondern im Handeln gemeinsam einer Lösung näher­bringen lassen.


Über Markus Mair

Studium der Rechtswissenschaften in Graz. Parlamentarischer Mit­ar­beiter, anschl. umfassende Bankausbildung bei der Raiffeisen-Landes­bank AG, wo er in den folgenden Jahren unterschiedlichste leitende Funktionen bekleidete, bis hin zum Generaldirektor von 2006 bis 2013. Seit 2009 ist er Aufsichtsratsmitglied der Styria Media Group AG und seit 2013 Vorstandsvorsitzender des länder- und medien­über­greifenden Konzerns. Seit 2018 ist er Präsident des Verbandes Österreichischer Zeitungen. [Foto: © Styria – Christian Jungwirth]