Österreich, wie es sein könnte
Die langjährige Styria-Autorin Jeannie Ebner (1918-2004) hat einmal – nicht ganz ohne Larmoyanz – festgestellt, dass sie in Österreich, so wie es sei, im Exil lebe: „Wie alle Exilierten leide ich an bitterem und erbittertem Heimweh nach Österreich, wie es sein sollte. Und auch sein könnte.“ Unser Land hat in der Vergangenheit immer wieder zu großen Hoffnungen Anlass gegeben – und tut dies wohl auch heute. Es gibt viele Projekte, die Erfolgsgeschichten haben, aber unzweifelhaft auch viele Projekte, die unvollendet geblieben sind (oder gar nicht erst begonnen wurden). „Offenlassen statt Abschließen“, wie es Friedrich Torberg genannt hat, ist so etwas wie das geheime Mission Statement Österreichs. Das wird sich nur ändern, wenn es gelingt, den Primat des Nicht-Konjunktivs (das ist jene Form, die zum Ausdruck bringt, warum etwas nicht möglich ist) im politischen Diskurs zu brechen, das Gemeinsame über das Trennende zu stellen und die Kultur, Fehler zu machen, nicht nur sich selbst, sondern auch anderen zugestanden wird. Auf dieser Grundlage werden sich viele regionale, nationale und globale Probleme nicht nur diskutieren, sondern im Handeln gemeinsam einer Lösung näherbringen lassen.