// Die Zukunft, die wir haben wollen … //
Wir stehen in der der größten Wirtschaftskrise der Zweiten Republik. Sie ist global, sie kam schnell und wir haben sie selbst ausgelöst, um eine andere Krise – nämlich die Gesundheitskrise – in den Griff zu bekommen. Wir erleben, dass das Wiederhochfahren der Wirtschaft eine ungleich schwierigere und langwierigere Aufgabe ist als die Vollbremsung. Ein Effekt, den alle, die mit komplexen Systemen (ob Stromnetz oder industrieller Prozess) arbeiten, gut kennen: Runterfahren geht ganz schnell – das Wiederhochfahren ist diffizil, dauert deutlich länger und birgt Risiken.
Immer wenn man vor einem derart schwierigen Problem steht, muss der Fokus vor allem auf folgende Punkte gerichtet sein: Wo wollen wir hin? Welche Zukunft wollen wir? Auf welches Zielbild, auf welche Vision wollen wir diese gewaltige Kraftanstrengung ausrichten? Je klarer dieses Bild ist, umso besser wird es uns gelingen, die Ressourcen, die wir einsetzen können, auch zielgerichtet einzusetzen. Und diese Zielorientierung ist hoch notwendig.
Zwei Aspekte sind besonders wichtig, wenn es um diese neue Zukunft geht: Unsere Zukunft soll europäisch sein. Die Coronakrise mit ihren Auswirkungen ist ein Akt, ein dramatischer Akt – aber auch nur ein Akt in einem viel größeren Stück, nämlich dem Wettkampf der Wirtschaftsblöcke und mehr noch der Gesellschaftssysteme. Am Ende geht es um die Dominanz von Gesellschaftssystemen: dem amerikanischen, dem chinesischen oder eben dem europäischen. Und dieser Wettkampf wird primär über Wirtschaftskraft und zunehmend über Technologie ausgetragen. Und der aktuelle Akt – die Coronakrise – verschiebt die Gewichte in diesem Schauspiel. Und im Moment nicht zugunsten Europas.
Diese neue Zukunft muss nachhaltig sein. Das hat im Kern einen einzigen und simplen Grund: Sonst wird sie nämlich nicht sein – zumindest nicht lange.
Der zweite Aspekt ist der der konkreten notwendigen Schritte auf dem Weg zu diesem Zielbild. Da gibt es ganz klare und konkrete Themen: Innovation, Digitalisierung und Bildung gehören ganz sicher zentral dazu. Das wissen wir alle längst. Die Frage wird sein, mit welcher Qualität, mit welchem Anspruch und mit welcher Konsequenz tun wir diese Schritte. Und das ist das wichtigste Wort in diesem Satz: TUN.
Was brauchen wir dazu, welche Haltung, welchen „mindset“? Ich glaube, es geht immer um drei Elemente: das Wollen, das Können und das Tun. Das „Wollen“ ist der Kern unserer menschlichen Freiheit und damit auch unserer Verantwortung, dass wir für uns jenseits aller Befindlichkeiten entscheiden können, etwas zu „Wollen“. Das „Können“ und das „Tun“ sind die beiden Fähigkeiten, die Dinge möglich machen. Und darauf kommt es gerade jetzt an, denn Zukunft will ich nicht dem Zufall überlassen. Es geht um die Zukunft, die wir gesellschaftlich haben wollen.