2021 – Horst Bischof


// Plädoyer für die Grundlagenforschung //

Grundlagenforschung ist ein Garant für die Bewältigung von Krisen und Problemen, die wir heute noch nicht einmal kennen. Nur ein breites Methodenset garantiert eine rasche Reaktion auf unbekannte Herausforderungen. Dies wurde uns in den letzten eineinhalb Jahren in einem globalen Szenario sehr nachhaltig vor Augen geführt. Stellen Sie sich die Covid-19-Pandemie ohne entsprechende Tests vor – Tests, die auf PCR basieren, einem Verfahren, das bereits 1983 entwickelt wurde, den Nobelpreis erhielt und dessen Fokus sicher nicht auf Virentests lag. Oder: Die rasante Entwicklung der Impfstoffe auf mRNA-Basis war nur möglich, weil es jahrzehntelange Vorarbeiten gab. Dies sind nur zwei aktuelle Beispiele, die ganz klar zeigen, dass eine fundierte Grundlagenforschung, frei vom Anwendungszweck, notwendig ist, um im Falle des Falles die entsprechenden Methoden und Werkzeuge für die rasche Entwicklung von völlig neuen Anwendungen zur Verfügung zu haben. Die Pandemie war vieles, aber sicher auch ein Triumph der Grundlagenwissenschaft. Die Steiermark zeigt jeden Tag, wie durch Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft neue innovative Produkte entstehen. Die Steiermark hat hier eine herausragende Stellung in Europa und wird dafür zurecht gefeiert. Aber bei all diesen Erfolgen dürfen wir nie vergessen, dass der Motor für diese eindrucksvollen Errungenschaften in der Grundlagenforschung zu finden ist. Daher mein Plädoyer, dass gerade in Zeiten der Krise eine bottom-up, rein kuriositäts-getriebene Grundlagenforschung auf jeden Fall gestärkt werden muss.


Über Horst Bischof

Universitätsprofessor für Computer Vision am Institut für maschinelles Sehen und Darstellen sowie derzeit auch Vizerektor für Forschung an der TU Graz. Zuvor Assistent und ao. Universitätsprofessor an der Abteilung für Mustererkennung und Bildverarbeitung der TU Wien. Mehr als 720 peer reviewed Arbeiten, vielfach ausgezeichnet.