2021 – Hedwig Unger


// Universitäten als Zukunftsschmieden – mehr Grundlagenforschung und mehr Praxisrelevanz //

Hinaus aus dem Elfenbeinturm und hinein ins Leben – die Coronakrise führt uns allen die Relevanz wissenschaftlicher Erkenntnis für die Lösung der Probleme der Welt und Gesellschaft vor Augen: Impfstoff und Medikament sind nur durch intensivierte Forschungsbemühungen denkbar. Die Unverzichtbarkeit von Grundlagenforschung wird damit ebenso offenbart wie die notwendige Übersetzung der Forschungsergebnisse in die praktische Anwendung – und die unabdingbare Resonanz wissenschaftlich erwiesener Fakten als Entscheidungsgrundlage für Wirt­schaft, Gesellschaft und Politik. Dies betrifft das beherzte Handeln für den Klimaschutz ebenso wie etwa treffsichere Maßnahmen zur Unterstützung von (bildungsfernen) Familien und Alleinerziehenden.
Die Universitäten leisten hier einen entscheidenden Beitrag, indem sie einerseits Grundlagenforschung betreiben und dabei zugleich den wissenschaftlichen Nach­wuchs heranbilden und andererseits dem Großteil ihrer Studierenden wissenschaftliche Berufsvorbildung bieten. Auf diese Weise sorgen sie auch für die Akzeptanz forschungsbasierter Entscheidungsgrundlagen in Wirt­schaft und Gesellschaft.
Wie lassen sich die Zukunftsfähigkeit und Problem­lösungs­kapazität der Universitäten stärken? Indem wir sie als Stätten der Grundlagenforschung ausbauen und zugleich die Praxisrelevanz ihrer Ausbildungsleistungen erhöhen. Dafür braucht es ein an den Kriterien der Effizienz und Verbindlichkeit ausgerichtetes Studienrecht, das Talente fördert, zu Höchstleistungen motiviert und die kreativen und intellektuellen Potentiale der Studierenden freilegt, kombiniert mit einer neuen, auch international auf dem Vormarsch befindlichen Anerkennungspraxis, die non-formelle und informelle Lernerfahrungen in den akademischen Kontext integriert. Auf diese Weise könnten etwa die unternehmerischen Erfolge studentischer Entre­preneurs ebenso wie die intensiv erworbenen Sozial­kompetenzen junger Familienmütter und -väter bei der Erreichung der für den Studienabschluss notwendigen ECTS Credits verstärkt Berücksichtigung finden und zu­gleich die Praxis- und Lebensrelevanz universitärer Ausbildung in ganzheitlicher Weise erhöhen.


Über Hedwig Unger

Studium der Rechts- und Politikwissenschaft in Graz, Wien und Paris. Scientist am Zentrum für österreichisches und europäisches Hoch­schul­recht sowie Hochschulgovernance (ZHR) der Karl-Franzens-Universität Graz. Geschäftsführerin des Dr.-Karl-Kummer-Instituts für Sozialreform, Sozial- und Wirtschaftspolitik in der Steiermark. [Foto: © OPERNFOTO]