2016 – Thema D – Johannes Dorfinger


Digitale Schulbücher – eine kleine Bildungsrevolution?

Bildung ist der Schlüssel zu einer prosperierenden Gesellschaft. Das ist keine neue Erkenntnis – wir alle sind uns dessen bewusst. Sind die österreichischen Bildungssysteme aber flexibel genug, um sich den immer wieder und immer schneller wandelnden Anforderungen beständig anpassen zu können? Lassen Sie uns diese Frage am Beispiel der Schulbücher erörtern!
1653 entstand der Probedruck von Johann Amos Comenius erstem Lehrbuch. Heutige Schulbücher haben mit diesem Urwerk zwar nur noch das Trägermedium gemeinsam, trotzdem ist dieses Medium in unseren Schulen nach wie vor sehr dominant. In jüngster Vergangenheit werden nun aber endlich Anstrengungen zur Digitalisierung der Bücher unternommen. Aber selbst nach so langer Zeit reicht der Mut zur Veränderung lediglich für kleine Veränderungsvorschläge. Nahezu 100% unserer Jugendlichen besitzen digitale tragbare Geräte und sind es gewohnt, von ihren Möglichkeiten gefesselt und begeistert zu werden. Die digitalen Schulbücher werden hingegen eher an Scans der analogen Bücher erinnern. Die Rahmenbedingungen für digitale „Zusatzangebote“ ermöglichen keine Vernetzung unter den Lernenden, keine kreativen Neuschöpfungen und keine Kommunikation abseits vom klassischen „Aufzeigen“. Dabei sollte spätestens nach Entwicklung der konstruktivistischen Lerntheorien klar sein, dass instruktionistische und informationsverarbeitende Lernszenarien nicht ausreichend sind. Daher müssen Wege gefunden werden, wie wir die digitale Lernunterstützung weiterentwickeln können! Statt PDF-Versionen von Schulbüchern brauchen wir interaktive Lernnetzwerke in denen Videos erstellt, Besprechungen und Lernkonferenzen durchgeführt, Materialen gefunden, Podcasts hochgeladen und Leistungen diskutiert werden können! Dazu sind Fragen des Datenschutzes, der Datensicherheit und der finanziellen Abrechnung zu klären. Ob es daher jemals zur sinnvollen Umsetzung dieser partiellen Bildungsrevolution kommen wird?