Medien Österreich 22 – der Versuch einer Skizze.
Digitale Innovationen sind die Grundlage für unser zukünftiges Zusammenleben und ausschlaggebend für unseren zukünftigen Wohlstand. Der Medienbereich ist zugleich Hauptbetroffener, Vorreiter und Mittler dieser Entwicklung: Es geht ebenso um ein geändertes Medien- und Informationsnutzungsverhalten junger Generationen wie um neue Player, die auf den Markt drängen, um neue Geschäftsmodelle, die entstehen, um eine Verschmelzung linearer und nicht-linearer Angebote und um verstärkte Social Media-Integration. Die Innovationspfeile kommen aus und fliegen in alle Richtungen. Flexiblere, elastischere und durchlässige Modelle sind gefragt, um ein Innovationsklima zu schaffen. Die Digitalisierung verändert nicht nur die Art, wie Medien funktionieren und wie wir Medien konsumieren, sondern auch nachhaltig das Nutzungsverhalten der Leser/Seher/Hörer/Innen. Information ist heute immer und überall verfügbar, wir sind 24/7 online. Noch nie haben sich Nachrichten so schnell verbreitet wie heute. Die Frage ist, wie erreicht öffentlich-rechtliche Aufklärung die Bevölkerung, die sich hauptsächlich online und social informiert. Wir alle müssen uns verändern, bevor wir verändert werden. Und was heißt das für den Strukturwandel der Öffentlichkeit in eine Pluralität an Öffentlichkeiten? Werden aus einer Gesellschaft nun auch auf nationaler Ebene verschiedene „eingebildete Öffentlichkeiten“, die sich vermehrt global und verstärkt entlang spezialisierter Interessen bilden und immer weniger als eine auf einem Staatsgebiet konstituierte gesellschaftliche Einheit wahrnimmt? Und was bedeutet das für öffentlich-rechtliche Medienanbieter wie den ORF, der auf genau diese Staatsgrenzen als konstitutives Element gesetzlich ausgerichtet ist und der nicht direkt über sie hinauswirken kann, um Beitragszahler auch außerhalb der Staatsgrenzen zu erreichen? Wie lassen sich zukünftig Öffentlichkeiten bilden, in denen sich die globale „polis“ eines Landes ein Bild macht und austauscht? Der öffentlich-rechtliche Rundfunk 4.0 muss zum digitalen Innovator werden. Dieses neue Selbstverständnis vom trend-follower zum trend-setter bedeutet, den öffentlich-rechtlichen Auftrag in neue, digitale Medienwelten zu gießen. Unsere Nutzer müssen auch in den neuen Kanälen erreicht werden können, um unseren öffentlich-rechtlichen Auftrag auch weiterhin erfüllen zu können. Dazu muss der ORF eine aktive Rolle in der Entwicklung von neuen digitalen Angeboten und Innovationen spielen können und wollen. Das gelingt jedoch nur mit neuen Denkweisen und Strategien.