2021 – Markus Fallenböck


// Nachhaltigkeit neu normieren //

Vor Corona haben drei Buchstaben zunehmend die Wirt­schafts- und auch Investmentwelt geprägt: ESG oder Environ­ment Social Governance. Der Begriff steht für Nachhaltigkeitskriterien in den Bereichen Umwelt, Soziales und (verantwortungsvolle) Unternehmensführung. ESG beschreibt einerseits inwieweit ein Unternehmen diese Aspekte berücksichtigt, andererseits ist es auch eine Investment­strategie, die für die Auswahl von potentiellen Unternehmen herangezogen werden kann. In Europa hat ESG durch die EU-Kommission und ihre Empfehlungen einen starken Aufschwung genommen. Und dann kam Corona.
Nach einer „Schrecksekunde“ hat die Politik dann recht schnell betont, dass die Unterstützungsmaßnahmen im Zuge der Pan­demie auch ESG-Kriterien verfolgen müssen. In Öster­reich wurde das besonders sichtbar beim Hilfspaket für die AUA, wo mit Ticketsteuer und Trans­fer der Kurz­strecke auf die Bahn auch ökologische Vor­gaben eingeflossen sind. Das macht Sinn, doch braucht es für die Zukunft eine strategische Neuausrichtung von Nachhaltigkeit, die auf den Namen „Corporate Resilience“ hört.
Was zunächst nur nach neudeutschem Beratersprech klingt, hat jedoch das Potential zu einem Schlüssel für das Über­leben von Unternehmen in der Post-Corona-Zeit zu werden. Schon in den letzten Jahren mutierte Resilienz im Sinne der psychischen Widerstandsfähigkeit zu einem Kernthema im Personalmanagement. Corporate Resilience überträgt das Konzept auf das Unternehmen als Organisation und meint die Fähigkeit, einen Schock zu absorbieren und besser als die Konkurrenz aus der Krise hervorzugehen.
Was das mit ESG und Nachhaltigkeit zu tun hat? Um es be­wusst überspitzt zu sagen: Was helfen schöne Ansprüche im Bereich Soziales und Umwelt, wenn (zu) viele Unter­nehmen die Krise erst gar nicht überleben. Daher braucht es beim Thema ESG eine Erweiterung, die zentrale Resi­lienz­kriterien berück­sichtigt. Im Fokus stehen hier die Eigen­kapitalquote, Eigentümer- und damit Entscheidungs­strukturen, Führungskultur sowie die Robustheit des Geschäfts­modells (Komplexitätsgrad, Lieferketten, Kosten­flexibilität).


Über Markus Fallenböck

Studium der Rechtswissenschaften in Graz und Yale. Verschiedene Managementfunktionen in der Medienbranche, u.a. bei VGN Medien Holding sowie Styria Media Group. Seit Dezember 2020 Leitung der Bereiche Finanzen, Personal und Recht an der Donau-Universität Krems sowie Univ.-Prof. für Technologie- und Innovationsrecht an der Universität Graz. Davor seit 2019 geschäftsführender Gesellschafter beim Fintech Own360 und weiterhin dessen Miteigentümer. [Foto: © Own 360]