2021 – Johannes Khinast


// Die Steiermark als Produktions­standort für Hightech-Medikamente //

Wir alle haben erlebt, was es be­deutet, wenn in einer globalisierten Welt Teile von Pro­­duktions- und Lieferketten zusammenbrechen – sei es aufgrund einer lokal begrenzten Krise oder, wie im aktuellen Fall, durch eine Pandemie. Die Coronakrise führt uns deut­lich und schmerzhaft unsere Abhängigkeit – nicht nur, aber vor allem im Bereich der Medikamente und Medizinprodukte – von Ländern wie China und Indien, die etwa 90 Prozent aller Wirkstoffe produzieren, vor Augen. Ende 2020 zeichnete sich die nächste Verteilungskrise ab, nämlich der Zugang zu effektiven Impfungen, die in mehreren Regionen zugleich entwickelt wurden – damals mit völlig offenem Ausgang, wer nun die ersten effektiven Vakzine kreiert (USA, China, Russland, UK, EU?) und wer dazu prioritär Zugang erhalten sollte.
Völlige Autarkie ist in einer globalisierten Welt natürlich weder möglich noch erstrebenswert. Allerdings zeigte unter anderem diese Situation, die Notwendigkeit für Europa, eine mög­lichst weitreichende Unabhängigkeit zu schaffen, und die Produktion von Wirkstoffen und anderen kritischen Produkten wieder nach Europa zu verlegen, um im Fall einer (neuerlichen) Krise schnell, effizient und vor allem autonom reagieren zu können.
Neue Produktionsmethoden, die den Anforderungen der Hightech-Medikamente des 21. Jahrhunderts genügen und auch öko­nomisch überlegen sind, werden dabei un­ab­dingbar sein. Ein Produktionsstandort für die schnelle Produktion von Medikamenten unter höchsten Qualitäts­standards in der Steiermark wäre in jedem Fall eine wichtige und richtige Investition in unser aller Zukunft. Vor allem kann das auch die Innovations­kraft der Steiermark und damit Österreichs in Europa unterstreichen.


Über Johannes Khinast

Universitätsprofessor und Leiter des Instituts für Prozess- und Par­tikel­technik der Tech­ni­schen Uni­versität Graz. Wissenschaft­licher Leiter des For­schungs­zentrums Pharma­ceutical Engi­neering (RCPE). Mehrere wich­tige Auszeichnungen, Marie-Curie-Vor­sitzender der EU im Jahr 2005. Bedeutende Arbeit in der Prozess­simu­la­tion, phar­ma­zeutischen Ver­fahrens­tech­nik und Par­tikel­tech­no­logie.