2021 – Franz-Stefan Gady


// Österreich braucht eine neue strategische Kultur //

Zwischenstaatliche militärische Konflikte – das war gestern. In diesem Sinne reicht es für die politische Klasse, aber auch die Bevölkerung, wenn das Bundesheer „so tut, als ob“. Das Bundesheer war in keinem Jahr seiner bisherigen Existenz dazu in der Lage, das Land effektiv militärisch zu verteidigen. Unsere Streitkräfte sind weder fähig, den österreichischen Luftraum zu schützen, noch die territoriale Integrität der Republik im Ernstfall zu bewahren. Auch im Cyberraum ist das Heer nur bedingt verteidigungsfähig. Das Bundesheer darf also militärische Landesverteidigung „spielen“, mit der Annahme, dass jenes Theaterspiel niemals Realität wird. Bühnenbilder und Attrappen sind bekanntlich auch günstiger als ihre Pendants im realen Leben, daher sind zusätzliche budgetäre Mittel für solch eine „Inszenierung” unnötig. Diesen Hang zum Theaterspiel und zur Inszenierung spiegelt die „strategische Kultur” Österreichs wider. „Strategische Kultur“ ist ein Sammelbegriff für historische, kulturelle und geografische Faktoren, die politische und militärische Entscheidungsträger in ihren Urteilen und ihren Prioritätensetzungen maßgeblich beeinflussen. Es ist Zeit, dass sich das ändert. Im Zeitalter des Systemwettbewerbs der Großmächte braucht Österreich eine robuste militärische Landesverteidigung und neue strategische Kultur.


Über Franz-Stefan Gady

Politikberater und Analyst am Institute for International Strategic Studies (IISS) in London, Beratung von europäischen und US-Regierungen und -Streitkräften zu Themen der Strukturreform, Weiterentwicklung sowie der Zukunft des Krieges. Davor für das EastWest Institute, the Project on National Security Reform, und die National Defense University tätig. Im Rahmen von Feldforschung mehrmals in Afghanistan und im Irak. Außerdem Journalist und Kommentator. [Foto: © Gebrüder Pixel]