2018 – Erhard Busek


Republik im 21. Jahrhundert

Wo liegt Österreich? Die letzten 100 Jahre hatten es in sich für unser Land. Aus der Donaumonarchie wurde ein kleiner Staat, der das Problem hatte, nicht zu wissen, wohin er eigentlich gehört. Es war der Nationalismus des 19. Jahrhunderts, der uns bis zur Selbstaufgabe hin- und hergerissen hat und letztlich dazu führte, dass wir über unsere Identität nicht Bescheid wussten. Die Lehren des Zweiten Weltkrieges haben dazu geführt, dass wir zwar an die Selbstständigkeit Österreichs glauben, aber trotz einem mit Zweidrittelmehrheit bestätigten Beitritt zur Europäischen Union immer noch Schwierigkeiten haben, zu begreifen, was eben dieses Europa ausmacht. Es ist zwar die Rede von einem Narrativ von Europa und Ähnlichem, aber ob wir zum Osten, Westen, Norden oder Süden gehören, ist letztlich nicht ganz klar. Es ist die entscheidende Frage, Mitteleuropa zu begreifen, weil das darüber wieder zur Herausforderung führt, wie stabil dieses Europa ist. Warum? Erweiterung, Wanderungsbewegungen, Sicherheitsfragen, wirtschaftliche Verflechtungen etc. sind der Katalog der Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen. Die Frage ist allerdings, ob wir bereit sind, uns dem zu stellen!


Über Erhard Busek

Ehem. Vizekanzler, Bundesminister sowie Bundesparteiobmann der Öster­reichischen Volkspartei. Von 2000 bis 2012 Präsident des Euro­päischen Forum Alpbach (EFA), seit 1995 Vorsitzender des Instituts für den Donau­raum und Mitteleuropa (IDM), darüber hinaus in zahl­reichen weiteren Organi­sationen auf Verantwortungsebene tätig. Heraus­geber und Autor zahlreicher Bücher und Publikationen. [Foto: © Manca Juvan]