2018 – Amin El-Heliebi


Risikofaktor Medikamentenkosten
Gelder, welche in die Forschung und Entwicklung von neuen Medikamenten gegen Krebs oder neurodegenerative Erkrankungen fließen, sind ohne Zweifel gut investiert. Allerdings ist die Entwicklung von neuen Medikamenten eine höchst kostspielige Angelegenheit und die pharmazeutische Industrie hat nur einen kurzen Zeitraum, um im Patentschutz das investierte Geld zurückzuverdienen. In den letzten Jahren führte dieser Umstand unweigerlich zum Anstieg höchstpreisiger Medikamente und stellt das öffentliche Gesundheitssystem vor eine enorme Herausforderung. Noch werden diese Kosten zum größten Teil von unserem Gesundheitssystem getragen, welches aber vor allem im Bereich der Onkologie an seine Grenzen stößt. Eine neue Form der Krebsbehandlung, wie beispielsweise die Immuntherapie, kann schnell 200.000 Euro pro Jahr und Patientin oder Patient kosten. Es liegt somit nahe, dass aus Kostengründen die neueste Therapie nicht mehr für jede Patientin und jeden Patienten angeboten werden kann. Der Preis eines Medikamentes wird in jedem Land der EU mit dem Produzenten ausverhandelt und ist somit höchst variabel. Dabei scheint es offenkundig, dass ein kleines Land mit acht Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern eine weniger starke Verhandlungsposition einnimmt als eine EU-Gemeinschaft mit 500 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern. Um unsere Gesundheitsversorgung auf einem hohen Niveau zu gewährleisten, sollten dringende Fragen, welche den Markt, die Regulierung und die sozial verträglichen Kosten von Medikamenten betreffen, diskutiert werden.


Über Amin El-Heliebi

Forscher und Lehrender an der Medizinischen Universität Graz, Schwer­punkte: Liquid Biopsy, Krebsforschung, Molekulare Biomarker. Zahl­reiche Auszeichnungen und Publikationen. 2017 Habilitation im Fach Zell­biologie, Histologie und Embryologie. Leitende Funktionen in Krebs­­forschung und Biopsie am Comprehensive Cancer Center und am Zen­trum für Bio­markerforschung.