2018 – Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum


Konstruktive Streitgespräche für eine tragfähige Zukunft
Für eine tragfähige Zukunft auf dem kreativen Spannungsfeld von Wissenschaft, Kunst und Medien
Getrieben von drei Sehnsüchten sucht der Mensch den Sinn des Lebens. Er strebt nach Erkenntnis, Resonanz und Weiterentwicklung.
Für die Erfüllung dieser Sehnsüchte leisten Universitäten, Fachhochschulen, Medien, insbesondere öffentlich-rechtliche Medien, einen entscheidenden Beitrag.
Erkenntnis ist mit Bewusstseinserweiterung verbunden und damit, was Friedrich Nietzsche mit „Werde der du bist“ forderte. Das gelingt nur im Dialog und durch konstruktive Streitgespräche. So entsteht Anerkennung, Wertschätzung, Resonanz. Dazu kommt die Sehnsucht nach Weiterentwicklung, die der Soziologe Hartmut Rosa mit einer „Weltreichweitenerweiterung“ beschreibt. Diese Sehnsucht ist eine Chance für jeden Einzelnen und zugleich eine Falle für die Menschheit.
Weltreichweitenerweiterung ist eng verbunden mit Innovation, ständigem Wachstum und Beschleunigung. Dadurch wollen wir uns die Welt verfügbar machen und beuten sie zugleich aus. Die Ressourcen und die Menschen. Ständig informiert haben wir Freund und Feind im Auge, überblicken die Welt soweit das Smartphone reicht. Das gesamte Weltwissen ist nur einen Klick entfernt. Doch ist es auch reflektiertes Wissen?
Das Versprechen der Moderne, mit der Welt vernetzt zu sein, hat sich erfüllt und zugleich zur Entfremdung mit den Nächsten geführt. Die Antwort auf diese Entwicklung findet sich in keiner Parallelwelt, auf keinem anderen Planeten.
Deshalb ist es an der Zeit, das selbstbewusste Gesellschaftskonzept zu hinterfragen und mit zeitpolitischen, kreativen Antworten zu erwidern. Durch die Verbindung von Wissenschaft und Kunst könnte dies gelingen. Die Umbrüche, die wir auf ökologischer, gesellschaftlicher und kultureller Ebene erleben, sind zu massiv, um allein mit theoretischen Fragestellungen eine Lösung zu finden. Künstlerische Prozesse und wissenschaftliche Methoden miteinander verwoben ergeben ein kreatives Spannungsfeld, auf dem eine tragfähige Zukunft ausgelotet werden kann.
Die Gesellschaft, Wissenschaft, Kunst, Medien und Politik sind gleichermaßen gefordert, entsprechende Kreativräume zu schaffen.


Über Elisabeth Nöstlinger-Jochum

Wissenschaftsjournalistin und Kommunikationsprofi. Seit 1998 stän­diges Mitglied der ORF-Wissenschaftsredaktion. 2000 bis 2017 Pro­ducerin der der Ö1 Radio-Reihe „Salzburger Nachtstudio“, seit 2006 verant­wort­lich für die „City Science Talks“. Im August 2020 Gründung des Pod­casts „WissensART“. Außerdem Lehrende für Medien­kom­pe­tenz an der Medi­zinischen Universität Wien und Autorin. Mitglied in zahl­reichen wissen­schaftlichen und kulturellen Gremien.